Workslop: Wenn KI den Arbeitsfluss bremst –
und wie wir das verhindern
Das Workslop-Phänomen beschreibt jene zunehmende Reibung, die entsteht, wenn Künstliche Intelligenz eigentlich helfen soll – aber stattdessen mehr Aufwand verursacht. Gemeint sind all die kleinen Unterbrechungen, Umwege und Zusatzschritte, die auftreten, wenn Tools im Service nicht sauber integriert sind, zu komplex wirken oder falsche Erwartungen wecken. Statt Effizienz entsteht Frust, statt Entlastung Mehrarbeit. Für Mitarbeitende bedeutet das oft Unsicherheit, Kontrollverlust und das Gefühl, „gegen die Maschine“ arbeiten zu müssen.
Besonders kritisch wird Workslop dort, wo menschliche Nähe und gute Zusammenarbeit wichtig sind. Wenn Beschäftigte ihre Energie in das Bändigen von Systemen statt in echte Kommunikation stecken, sinkt nicht nur die Produktivität, sondern auch die Qualität zwischenmenschlicher Interaktion. Studien wie die des MIT CSAIL oder Empfehlungen des Fraunhofer IAO zeigen: Technologie wirkt nur dann positiv, wenn sie sich an die Menschen anpasst – nicht umgekehrt.
Vermeiden lässt sich Workslop auf drei Ebenen. Als Anwender hilft es, KI bewusst und gezielt einzusetzen: klare Prompts formulieren, Automatisierungen schrittweise testen und bei Fehlverhalten Feedback an Tools geben. Führungskräfte sollten auf realistische Erwartungen achten, Mitarbeitende schulen und Freiräume schaffen, um neue Werkzeuge sicher zu erproben. Wichtig ist auch Transparenz über Ziele: KI soll unterstützen, nicht überwachen. Organisationen wiederum profitieren von sauberer Prozessanalyse: Wo entsteht echter Mehrwert? Welche Schritte lassen sich sinnvoll automatisieren – und welche brauchen weiterhin menschliche Expertise?
Prompt Packs von OpenAI Mitarbeitende
im digitalen Spannungsfeld stärken
Im Zusammenspiel von Automatisierung und menschlicher Nähe eröffnet OpenAI mit seinen „Prompt Packs“ einen aktuellen Ansatz für den beruflichen Alltag: Statt jedes Mal neu zu überlegen, wie man eine KI wie ChatGPT richtig „anspricht“, erhalten Mitarbeitende kuratierte Bibliotheken von bewährten Eingabeanweisungen – zugeschnitten auf Rollen wie Marketing, HR, IT, Produktmanagement oder Vertrieb.
Diese Sammlung ist mehr als ein technisches Hilfsmittel für Mitarbeitende im Service: Sie verbindet Effizienzgewinn mit klarerer Kommunikation in einer Arbeitswelt, in der KI den Menschen nicht ersetzen, sondern begleiten soll.
Doch was genau steckt hinter den Prompt Packs? Sie enthalten jeweils etwa 20–30 vorkonzipierte Prompts, die typische Aufgabenstellungen abbilden – etwa die Erstellung eines Marketingplans, die Formulierung von E-Mails, die Analyse von Kundendaten oder das Onboarding neuer Mitarbeitender.
Praktisch bedeutet das: Statt „KI ausprobieren – irgendwie schauen, was passiert“, steht Mitarbeitenden eine strukturierte Anleitung zur Verfügung. So verringert sich die Einstiegshürde, und die KI wird zum aktiven Mitgestalter von Arbeitsprozessen. Gleichzeitig bleibt der menschliche Faktor zentral: Mitarbeitende können die Vorlagen an ihren eigenen Kontext anpassen und erhalten damit Freiraum für Gestaltung und Nähe.
Wie lässt sich das im Arbeitsalltag nutzen? Ein Vertriebsteam wählt etwa das „Sales“-Pack aus, verwendet einen Prompt für Wettbewerbsanalyse, ersetzt Platzhalter mit firmenspezifischen Daten – und lässt die KI eine erste Version eines Pitch-Dokuments generieren. Ein Service-Team nutzt einen Pack, um interne Kommunikationsvorlagen zu standardisieren, sodass mehr Zeit für persönlichen Dialog bleibt. Überall gilt: Die KI übernimmt repetitive oder strukturgebende Bausteine, während der Mensch das Steuer behält – im Spannungsfeld zwischen Automatisierung und Empathie.
Der Mehrwert liegt somit auf zwei Ebenen: Erstens beschleunigt der Einstieg in KI-gestützte Arbeit – Mitarbeitende können sofort mit qualitativ soliden Ergebnissen arbeiten. Zweitens wird der Mensch ins Zentrum gerückt – Effizienz rückt in den Hintergrund der Frage, wie wir kreative, verbindende Arbeit leisten. Natürlich: Wer die Vorlagen blind übernimmt, verliert den individuellen Stil. Aber wer sie intelligent nutzt, schafft Raum für das, was KI nicht kann – nämlich Vertrauen, Empathie und menschlichen Austausch.
KI trifft Mensch:
Warum jetzt Führung gefragt ist
Künstliche Intelligenz ist längst am Arbeitsplatz angekommen – und sie verändert nicht nur Prozesse, sondern vor allem das Verhältnis des Menschen zu seiner Arbeit. Der neue McKinsey-Report „Superagency in the Workplace“ zeigt eindrücklich, wie groß die Aufbruchsstimmung unter Beschäftigten bereits ist: Drei Mal so viele Mitarbeitende nutzen KI für mindestens ein Drittel ihrer Aufgaben, als ihre Führungskräfte vermuten. Mehr als 70 Prozent glauben, dass KI innerhalb von zwei Jahren rund 30 Prozent ihrer Arbeit verändern wird.
Doch trotz dieser deutlichen Bereitschaft bleibt die Entwicklung vieler Unternehmen stecken. Nicht die Belegschaft bremst – sondern das Management. Nur 1 Prozent der Führungskräfte hält das eigene Unternehmen für „KI-reif“, fast die Hälfte glaubt, man sei zu langsam bei der Einführung neuer Tools. Gleichzeitig fordern Mitarbeitende dringend mehr Training und Orientierung, um KI produktiv und sicher nutzen zu können. Denn neben der Lust auf Neues bleiben Sorgen über Datenschutz, Genauigkeit oder mögliche Fehler bestehen.
Damit KI nicht zum Störgeräusch, sondern zum echten Produktivitätsmotor wird, müssen Unternehmen jetzt handeln. Es braucht klare Strategien, mutige Entscheidungen und eine Kultur, die Experimente zulässt. Vor allem aber braucht es Führungskräfte, die selbst vorangehen: transparent, erklärend, unterstützend.
KI kann Routinearbeit erleichtern, kreative Prozesse beschleunigen und Mitarbeitende befähigen, deutlich mehr Wirkung zu entfalten – doch nur, wenn die menschliche Nähe nicht verloren geht. Im Spannungsfeld von Automatisierung und Menschlichkeit entscheidet sich heute, ob KI als Bedrohung oder als Befähigung erlebt wird. Die Technik ist bereit. Die Menschen auch. Nun ist es Zeit, dass die Führung den nächsten Schritt macht.
