Wenn die Temperaturen in den Werkshallen steigen, die Sonne gnadenlos auf das Blechdach brennt und der Schweiß in Strömen fließt, sind Service-Techniker besonders gefordert. Sie sorgen dafür, dass Maschinen laufen, Anlagen nicht stillstehen und Kunden zufrieden bleiben – auch unter Extrembedingungen. Doch wie können Unternehmen, Techniker und Kunden gemeinsam dafür sorgen, dass der Service auch bei Hitze sicher und effizient bleibt? Ich habe mich einmal bei Gewerkschaften, Berufsgenossenschaften und Behörden umgehört, was dort empfohlen wird.
Worauf Unternehmen achten sollten
Die Schlagwörter heißen Gefährdungsbeurteilung und Prävention: Unternehmen sind verpflichtet, die Arbeitsbedingungen regelmäßig zu prüfen und bei hohen Temperaturen gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Bereits ab 26 °C Raumtemperatur müssen Arbeitgeber für Abkühlung sorgen, ab 30 °C sind zusätzliche Schutzmaßnahmen Pflicht. Über 35 °C ist Arbeit in Innenräumen nur mit speziellen Hilfsmitteln zulässig. Mehr dazu gibt es hier bei der IG Metall (LINK: https://www.igmetall.de/service/ratgeber/hitze-am-arbeitsplatz-diese-rechte-haben-beschaeftigte).
Einfacher Tipp – technische Maßnahmen ergreifen, wir sind schließlich im technischen Service. Das kann effektiver Sonnenschutz sein (z. B. Jalousien, Rollos), aber auch Klimatisierung oder Ventilatoren helfen, die Temperatur zu senken. Auch das Entfernen zusätzlicher Wärmequellen wie Drucker oder Maschinen kann sinnvoll sein. Infos hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (LINK: https://www.dguv.de/de/praevention/klimawandel/hitze-und-trockenheit/index.jsp) zusammengestellt.
Unternehmen müssen auch organisatorische Maßnahmen treffen: Arbeitszeiten sollten flexibel gestaltet werden, etwa durch Verlagerung in die kühleren Morgen- oder Abendstunden. Zusätzliche Pausen und die Möglichkeit, sich in kühleren Räumen zu erholen, sind wichtig. Getränke müssen ausreichend und kostenlos bereitgestellt werden, wie auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin rät.
Ganz wichtig: Mitarbeitende brauchen auch Hilfestellung dabei, die Situation richtig einzuschätzen. Beschäftigte sollten deswegen über die Risiken von Hitze und UV-Strahlung sowie über Schutzmaßnahmen informiert und regelmäßig geschult werden.
Tipps für Service-Techniker im Einsatz
Und damit sind wir schon beim Mitarbeitenden selbst. Auch bei ihm liegt wie gesagt eine Verantwortung. Das fängt an bei der Auswahl von Kleidung und Sonnenschutz: Leichte, helle und atmungsaktive Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen sind ideal – je nach Einsatzort und Vorgaben am Point of Service natürlich. Eine Kopfbedeckung mit Nackenschutz und Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (mindestens LSF 30) schützen vor UV-Strahlung. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat eine Tippsammlung zum UV-Schutz veröffentlicht und bietet eine Karte, auf der sich die aktuelle UV-Strahlung ablesen lässt – wichtig, um Maßnahmen zu ergreifen.
Ansonsten gilt – wie für jedermann: Viel trinken – am besten Wasser, Schorlen oder lauwarmen Tee. Alkohol und übermäßiger Koffeinkonsum sollten vermieden werden, da sie den Körper zusätzlich belasten. Und es braucht Pausen und Selbstschutz: Service-Techniker sollten also regelmäßige, kurze Pausen in kühlen Bereichen einlegen. Bei ersten Anzeichen von Erschöpfung, Schwindel oder Übelkeit ist sofort zu reagieren und – im Extremfall – medizinische Hilfe zu holen.
Manche Service-Einsätze können einfach nicht liegen bleiben; dennoch lässt sich oft die Arbeitsweise anpassen. Schwere körperliche Tätigkeiten sollte man möglichst in die kühleren Tageszeiten legen und das Arbeitspensum bei extremer Hitze reduzieren. Hilfsmittel wie Kühlwesten können helfen, die Körpertemperatur zu senken.
Was Kunden wissen und beachten sollten
Zum Service-Einsatz gehört natürlich auch immer die Kundenseite. Hier bitte ich um Verständnis für Anpassungen: Kunden sollten Rücksicht walten lassen, wenn Service-Einsätze bei großer Hitze zeitlich angepasst oder unterbrochen werden müssen. Die Sicherheit der Techniker hat Vorrang. Möglich ist zudem eine Unterstützung vor Ort: Wo sinnvoll, können Kunden für schattige Arbeitsplätze, Zugang zu Trinkwasser oder kühle Pausenräume sorgen. Ein wichtiger Tipp aus meiner Sicht: Eine offene Kommunikation über die Arbeitsbedingungen hilft, Missverständnisse zu vermeiden und gemeinsam Lösungen zu finden.
Sie sehen, worauf ich hinaus will: Auch Hitzeschutz ist Teamarbeit! Unternehmen, Service-Techniker und Kunden können gemeinsam dazu beitragen, dass auch bei hochsommerlichen Temperaturen der Service sicher, gesund und zuverlässig bleibt. Ich habe die Erfahrung gemacht: Wer die Empfehlungen von Berufsgenossenschaften und Fachbehörden ernst nimmt, schützt nicht nur die Gesundheit der Techniker, sondern sorgt auch für zufriedene Kunden und einen reibungslosen Ablauf – selbst wenn draußen die Sonne brennt.
Autor: Carsten Neugrodda, KVD Geschäftsführer