Digitale Transformation, Automatisierung und neue Geschäftsmodelle verändern rasant, welche Fähigkeiten im technischen Service gefragt sind. Während Rollenprofile verschwimmen, rückt die Kompetenz der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt – und mit ihr die Frage: Wie lässt sich frühzeitig erkennen, welche Fähigkeiten künftig entscheidend sind? Studien zeigen: Wer Kompetenzen datenbasiert managt, sichert nicht nur Fachkräfte, sondern auch Zukunftsfähigkeit. Und es gibt erste digitale Tools dazu – wir vom KVD entwickeln sie mit.
Im technischen Service beobachten wir: Anlagen, Systeme und Prozesse werden komplexer, die Innovationszyklen kürzer – und der Druck auf Unternehmen wächst, die richtigen Menschen mit den richtigen Kompetenzen zur richtigen Zeit einzusetzen. Doch genau das gelingt immer seltener: Laut aktuellen Untersuchungen wissen fast die Hälfte der Führungskräfte nicht genau, über welche Kompetenzen ihre Mitarbeitenden verfügen. Die Folge sind Fehlbesetzungen, ineffiziente Strukturen und ein stagnierendes Innovationspotenzial.
Eine dieser Untersuchungen, die PwC-Studie „Trend-Barometer: People Management 2035“, zeigt eindrucksvoll, wie sich das Personalmanagement darauf einstellen muss. Während klassische HR-Funktionen wie Rekrutierung oder Personalplanung an Bedeutung verlieren, gewinnen Qualifizierung und Kompetenzmanagement massiv an Gewicht. 98 Prozent der befragten HR-Expertinnen und -Experten sehen sie als wichtigste Aufgabe der Zukunft – vor Talentmanagement, Leadership Development und Kulturentwicklung.
Die Analysten sagen: Bis 2035 wird das People Management zum strategischen Motor des Wandels. Besonders im technischen Service wird es zur Schlüsselfrage, wie Unternehmen Kompetenzprofile aktuell halten und auf künftige Geschäftsmodelle ausrichten. Technologie- und Datenkompetenzen, kombiniert mit Empathie, strategischem Denken und Netzwerkfähigkeit, bilden laut Studie die vier Säulen des People Managements der Zukunft. Das bedeutet: Die Balance zwischen digitalen und sozialen Fähigkeiten entscheidet darüber, ob ein Unternehmen wandlungsfähig bleibt.
Ein weiteres zentrales Ergebnis: Viele Organisationen sind auf diesen Wandel noch kaum vorbereitet. Die PwC-Studie zeigt deutliche Lücken bei den Bereichen Daten- und Technologiemanagement, Employee Experience und Integration von Künstlicher Intelligenz. Gerade dort, wo digitale Prozesse am stärksten voranschreiten, fehlt es häufig an systematischer Kompetenzentwicklung. Die Autoren der Studie fordern daher ein „vorausschauendes Kompetenzmanagement“, das Datenanalyse, KI-gestützte Prognosen und gezielte Entwicklungsstrategien miteinander verbindet.
Im Servicegeschäft könnte das bedeuten, Kompetenzmodelle und Skill-Matrizen nicht mehr manuell, sondern digital zu pflegen – etwa durch Systeme, die in Echtzeit erkennen, welche Fähigkeiten in einem Team vorhanden sind und welche sich im Aufbau befinden. Machine-Learning-Verfahren, wie sie etwa im Forschungsprojekt pro-kom, an dem der KVD beteiligt ist, erprobt werden, gehen noch einen Schritt weiter: Sie prognostizieren, welche Kompetenzen in Zukunft benötigt werden, und leiten daraus konkrete Schulungsmaßnahmen ab. So entsteht eine neue Form der strategischen Personalsteuerung – nicht rückblickend, sondern vorausschauend.
Auch kulturell verändert sich der Rahmen, in dem Kompetenzmanagement stattfindet. Die PwC-Studie beschreibt den „Rückschritt in der New Culture“ vieler Unternehmen bis 2025 – etwa beim Vertrauen, bei flexiblen Strukturen oder der inspirierenden Führung. Für 2035 erwarten die Forschenden jedoch eine klare Trendumkehr: Organisationen, die frühzeitig in eine resilienzfördernde, lernorientierte Kultur investieren, werden ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht nur halten, sondern ausbauen können. Das ist übrigens auch eine Erkenntnis aus unserem KVD TrendRadar, das wir jährlich erheben.
Für technische Serviceorganisationen bedeutet das: Kompetenzentwicklung ist kein HR-Thema mehr, sondern Teil der strategischen Unternehmensführung. Es geht nicht allein darum, Schulungen zu organisieren, sondern Zukunftsbilder zu entwerfen – für neue Aufgaben, für KI-basierte Prozesse, für den Umgang mit Daten und Kundenbeziehungen in einer digitalisierten Welt. Diese strategische Arbeit haben wir uns im KVD für die Berufsbilder im technischen Service auf die Fahnen geschrieben. Die Profile zu schärfen und zukunftsfähig zu machen, steht aktuell auf unserer Agenda. Hilfestellung geben wir zum Beispiel über unser KVD-Whitepaper „Fachkräfte im Service“, aber auch über das schon erwähnte Forschungsprojekt pro-kom. Das Projekt endete zwar im August 2025, die Erkenntnisse daraus und die hier beschriebenen Handlungsempfehlungen verschiedener Studien machen deutlich, dass an dieser Stelle weiter gehandelt werden muss.
Autor: Carsten Neugrodda, KVD-Geschäftsführer