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Schließen Sie die Augen, stellen Sie sich vor Sie stehen in Ihrer Firma. Um Sie herum ist Hektik, Termindruck, Gespräche,  Entscheidungen und Erreichbarkeit auf allen Kanälen. Sie sind der Fels in der Brandung. Sie ruhen in sich. Gleich haben Sie ein unangenehmes Gespräch vor sich, Sie merken wie in Ihnen der Druck steigt. Sie nehmen ihn wahr, sonst nichts. Während des Gespräches konzentrieren Sie sich auf Ihren Gesprächspartner, Sie scannen die Körperhaltung, hören zu, fragen nach, verbalisieren Ihre Gefühle zum Gesagten. Nach dem Termin legen Sie eine Kaffeepause ein. Alle Geräte auf „mute“. Siegenießen Ihren Kaffee bewusst. Danach geht es weiter – achtsam.

Im Großen und Ganzen geht es bei einer achtsamen Lebensweise darum im Hier und Jetzt zu leben, aber vor allem sich über seinen emotionalen Zustand im Klaren zu sein. Die Bewusstmachung des eigenen Zustands kann über verschiedene Methoden umgesetzt werden. Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht. Manche Menschen schieben kurze Meditationseinheiten in den Arbeitstag ein, manche Essen oder bewegen sich bewusst, aber auch die achtsame Kommunikation gehört zum bewussten Umgang mit sich und anderen. Durch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Zustand, steuern nicht die Gefühle das Handeln, sondern klare Gedanken. Im Arbeitsalltag, wo immer schneller Entscheidungen getroffen werden müssen, Anforderungen an den eigenen Job steigen, Fähigkeiten gebraucht werden, die erstmal erlernt werden müssen, durch digitale Meetings wichtige Körpersignale entfallen, suchen Mitarbeitende nach Lösungen der Stressspirale zu entkommen. Durch Mindful Leadership können Führungskräfte nicht nur die eigene Selbstführung verbessern, sondern Ihre Vorbildfunktion nutzen, um Achtsamkeit unternehmensweit zu etablieren.

Mindful Leader sind gute Zuhörer

Das aktive Zuhören ist im Privatleben schon eine hohe Kunst, aber im Arbeitsalltag, wo man sich sein Gegenüber nicht aussuchen kann und die Information komplex ist, noch viel schwieriger. Doch es lohnt sich zu üben, denn aktives Zuhören wirkt sich sehr positiv auf den Gesprächsverlauf aus (gerade bei kritischen Themen). Durch das bewusste Einlassen auf den Gesprächspartner wird eine wertschätzende Haltung kommuniziert. Wirkungsvolle Kommunikationsinstrumente:

  • Fassen Sie Gespräche zusammen.
  • Fragen Sie immer wieder nach.
  • Sprechen Sie augenscheinliche Emotionen an. z.B. „Ich sehe, dass Sie das Thema ängstigt.“
  • Machen Sie sich vor Gesprächsbeginn Gedanken über sich und die Gesprächsbeteiligten.
  • Wie wollen Sie damit umgehen, wenn das Gespräch anders läuft als gedacht?
  • Wie stehen die Gesprächsbeteiligten zu Ihnen und wie stehen Sie zu den Personen?
  • Wie laufen sonst Gespräche mit diesen Gesprächsbeteiligten? Wenn positiv – welche Faktoren führen dazu? Wenn negativ – was können Sie für ein positives Klima tun? Usw.

Mindful Leader haben enge Bindung zu Mitarbeitenden

Es wäre zu einfach die enge Bindung nur auf die Achtsamkeit zu beziehen. Eine gelebte Vertrauenskultur gehört ebenfalls dazu. Führungskräfte, welche die Achtsamkeitspraxis leben, haben – bedingt durch die verinnerlichte Selbstreflexion – ein großes Wissen über Persönlichkeitsmerkmale. Das gelebte Interesse am Menschen, Wissen über deren Bedürfnisse, Intentionen und Ziele – sei es im privaten oder beruflichen Kontext – führen zwangsläufig zu einer engen Bindung und gehören zur Führungsaufgabe dazu.

Mindful Leader sind anpassungsfähig

Entscheidungen machen einen großen Teil des Arbeitstages aus. Dabei werden die Themenfelder und Auswirkungen immer  komplexer und die Taktung immer schneller. Unvorhergesehene Dinge sind stetige Begleiter und werden durch externe Einflüsse (z.B. Umstrukturierung) oder Menschen ausgelöst. Das erfordert je nach Situation zügiges Handeln in dem Bewusstsein, für alle
daraus resultierenden Konsequenzen verantwortlich zu sein – oder gemacht zu werden. Gerade in stressigen Situationen neigt man aber eher zu emotionalen oder automatischen Reaktionen, was darauf zurückzuführen ist, dass bereits erlebte Situationen und die Reaktion darauf abgespeichert und in der jeweiligen Situation „einfach abgerufen“ werden. Durch die achtsame Selbstführung können Führungskräfte dieser Dynamik und Komplexität Stand halten und auf unvorhergesehene Situationen überlegt reagieren. Weshalb auch Pausen einen sehr hohen Stellenwert in der Achtsamkeitspraxis haben. Denn nur wer dem Kopf Zeit gibt zu  erarbeiten, kann wichtige Entscheidungen mit Abstand treffen und schafft Raum sich schnell auf neue Situationen einzustellen.

Von Sarah Steiner, KVD Partnerin