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Die höchste Führungsebene großer Unternehmen nimmt Abschied vom New Normal: Die CEOs der größten Unternehmen der Welt hadern mit dem Arbeiten im HomeOffice und wollen ihre Mitarbeitenden wieder möglichst in den Büros sehen. Das hat eine weltweite KPMG-Umfrage unter 1.325 CEOs großer Unternehmen ergeben, darunter 125 Firmenchefs aus Deutschland. Dafür sind sie sogar bereit, einen gewissen Preis zu bezahlen: Um eine möglichst hohe Präsenz am Arbeitsplatz zu erreichen, können sich drei von vier deutschen CEOs (77 Prozent) vorstellen, Mitarbeitende zu befördern oder ihnen mehr Gehalt zu bezahlen, wenn sie häufiger ins Büro kommen. Immerhin: Damit sind die deutschen CEOs in dieser Hinsicht noch zurückhaltender als ihre internationalen Kolleginnen und Kollegen (87 Prozent).

Die CEOs glauben an den Erfolg solcher Maßnahmen: 68 PRozent der deutschen Top-Entscheider gehen nach den Ergebnissen des „KPMG CEO Outlook“ 2023 davon aus, dass ihre Angestellten innerhalb der nächsten drei Jahre wieder Vollzeit ins Büro zurückkehren werden. International glauben dies 64 Prozent der befragten CEOs. Nur jeder vierte Befragte kann sich hingegen weiterhin hybride Arbeitsmodelle vorstellen und nur drei Prozent glauben dauerhaft und ausschließlich an das HomeOffice. Das Immobilienunternehmen Jones Lang Lasalle hat in den Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart eine Umfrage durchgeführt und ermittelt, dass in Vollzeit beschäftigte Mitarbeiter durchschnittlich an 3,2 Tagen ins Büro. Das entspricht einer Anwesenheitsquote von 63 Prozent.

Die Frage stellt sich allerdings, wie die Mitarbeitenden dazu stehen und ob sich das wie zu Zeiten vor der Pandemie realisieren lässt. Und weitere Rahmenbedingungen haben sich verändert: HomeOffice, wenn auch nicht als ausschließliche Lösung, ist beliebt, es wurden Betriebsvereinbarungen für zumindest zweitweise HomeOffice Nutzung geschaffen. Unternehmen haben zudem ihre Büroflächen verkleinert: Einer Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo nach hält zwar der Großteil der Unternehmen an seinen Büroflächen fest, der Trend zur Verkleinerung ist aber weiterhin da. Am Markt für Gewerbeimmobilien wirkt sich das schon aus: Zu beobachten sind fallende Preise für Bürogebäude – Zinswende, Immobilienkriese und eben die Abkehr vom Büro spielen hier eine Rolle.

Trotz der angespannten geopolitischen und wirtschaftlichen Situation erwarten deutsche CEOs übrigens mehr Personalbedarf. 84 Prozent der befragten Top-Manager:innen gehen davon aus, dass die Belegschaft ihres Unternehmens innerhalb von mehr als fünf Prozent. Um die eigenen Wachstumsziele zu erreichen, gehen die Unternehmen offensichtlich noch einen Schritt weiter: So erwägt fast die Hälfte der CEOs, mittelfristig das Thema Fusionen und Übernahmen offensiv anzugehen.

Autor: Carsten Neugrodda, KVD Geschäftsführer

Zur Podcast-Folge

„In Zeiten von Fachkräftemangel gewinnt das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) an immer größerer Bedeutung. Es ist nicht nur ein Trend, sondern ein unverzichtbarer Schritt, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter im Service zu fördern und gleichzeitig die Produktivität und den Unternehmenserfolg zu steigern“, sagt auch unsere KVD-Vorständin Kerstin Wendt-Heinrich in ihrem Einwurf in der ServiceToday 4/23. „Unternehmen stehen in der Verantwortung, für Bewegung am Arbeitsplatz zu sorgen, Gesundheitsvorsorge in den Organisationen zu fördern, gerade auch mit Blick auf körperlich anspruchsvolle Berufe in der Industrie und Logistik.“

Dass wir mit dem Thema richtig liegen, bestätigen auch aktuelle Studien wie der AOK-Fehlzeiten-Report 2023, der jüngst veröffentlicht worden ist. Darin zeigen sich hohe psychische arbeitsbezogene Beschwerden unter Arbeitnehmer:innen. Am häufigsten wurden dabei Erschöpfung, Wut und Verärgerung sowie Lustlosigkeit genannt. Ein Vergleich mit Befragungsdaten aus den Jahren 2020 bis 2022 zeigt, dass alle selbst berichteten arbeitsbezogenen Beschwerden seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie zugenommen haben. Gegenüber den Jahren 2021 und 2022, der „Hochphase der Pandemie“, sind die Werte im Jahr 2023 zwar leicht gesunken, liegen jedoch immer noch über dem Niveau der ersten Messung vor Beginn der Covid-19-Pandemie.

Hohe Fehltagszahlen aufgrund psychischer Erkrankungen

Eine aktuelle Auswertung für den Fehlzeiten-Report zeigt zudem, dass die beruflichen Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen von 2021 bis 2022 um 48 Prozent zugenommen haben, während bei allen anderen Erkrankungsgruppen ein Anstieg von 35 Prozent zu verzeichnen war. Von diesen 35 Prozent war der größte Teil auf die pandemiebedingten Höchststände der Atemwegserkrankungen im Jahr 2022 zurückzuführen. „Im Vergleich zu anderen Krankheiten gehen psychische Erkrankungen häufig mit besonders langen Fehlzeiten einher“, erläutert Johanna Baumgardt, Forschungsbereichsleiterin für Betriebliche Gesundheitsförderung im WIdO und Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports.

„Während psychische Erkrankungen 2022 im Schnitt zu AU-Zeiten von 29,6 Tagen je Fall führten, waren es beispielsweise bei Atemwegserkrankungen nur 7,1 Tage pro Fall.“ Der Durchschnitt über alle Erkrankungsgruppen lag 2022 bei 11,3 Tagen je Fall. Von den Ausfallzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen waren im vergangenen Jahr vor allem Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen betroffen, bei denen 14 Prozent aller beruflichen Fehltage auf psychische Erkrankungen entfielen. An zweiter Stelle standen die Branchen „Öffentliche Verwaltung / Sozialversicherung“ und „Banken / Versicherungen“ mit jeweils 13 Prozent. Der bundesweite Durchschnitt über alle Berufsgruppen lag bei zehn Prozent.

Mentale Gesundheit der Beschäftigten stärken

Wir haben in den Beiträgen des ServiceToday-Themenhefts darauf hingewiesen, dass es angesichts der sich verändernden Lebens- und Arbeitswelt extrem relevant ist, die mentale Gesundheit zu stärken. In diesem Zusammenhang empfehlen wir die fachlich wertvolle Artikelreihe von Sarah Steiner, von der in jedem der zurückliegenden Hefte der letzten 3 Jahre eine Kolumne erschienen ist.

Das alles hängt natürlich vor allem auch mit der Covid-19-Pandemie zusammen. Sie hat sicher so etwas wie eine „Zeitwende“ in der Arbeitswelt bewirkt, die sich am deutlichsten in der nahezu flächendeckenden Einführung von Homeoffice und mobiler Arbeit auswirkt. Das betont auch Prof. Bernhard Badura, Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports. „Unternehmen, Krankenkassen und Politik sollten sich mit der Frage auseinandersetzen, wie sie angesichts der neuen Rahmenbedingungen die mentale Gesundheit der Beschäftigten stärken können. Homeoffice und mobiles Arbeiten könnten positive Effekte wie mehr Flexibilität und Arbeitszufriedenheit haben, aber auch negative Auswirkungen wie eine Entgrenzung der Arbeit. Nicht zu unterschätzen sind auch die soziale Isolation und die mögliche Distanzierung vom Unternehmen“, sagt Badura. Hier seien die Führungskräfte besonders gefordert, die mentale Gesundheit der Beschäftigten zu fördern und mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Traditionelle Rollenmuster seien unter den neuen Rahmenbedingungen nicht mehr zeitgemäß und sollten durch moderne Konzepte wie eine „bindungsorientierte Führung“ ersetzt werden.

Als zukunftsfähig eingeschätzte Unternehmen haben gesündere Beschäftigte

Ganz spannende Erkenntnis des Reports: Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) bescheinigten ihrem Betrieb oder ihrer Organisation eine ausgeprägte Zukunftsfähigkeit. „Das ist ein sehr erfreuliches Ergebnis, denn wir haben auch festgestellt, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen einer positiven Einschätzung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und der Gesundheit seiner Beschäftigten gibt“, berichtet Baumgardt. So fehlten Beschäftigte, die die Zukunftsfähigkeit ihrer Organisation oder ihres Betriebes positiv bewerten, nach eigenen Angaben in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung im Schnitt 11,6 Tage erkrankungsbedingt an ihrem Arbeitsplatz. Bei den Beschäftigten, die die Zukunftsfähigkeit schlechter beurteilen, waren es dagegen durchschnittlich 16,2 Tage. „Beschäftigte, die ihren Arbeitgeber als weniger gut gewappnet für zukünftige Entwicklungen bewerten, berichten über mehr gesundheitliche Beschwerden, häufigere krankheitsbedingten Fehlzeiten und gehen häufiger krank zur Arbeit“, sagt Baumgardt.

Betriebliche Gesundheitsförderung angesichts der großen Umbrüche noch wichtiger

Die aktuellen Krisen stellten viele Arbeitgeber und Beschäftigte vor große Herausforderungen, betont Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung seien angesichts der großen Umbrüche und Herausforderungen in der Arbeitswelt noch wichtiger geworden. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels muss die Gesundheit der Beschäftigten ein zentrales Anliegen jedes Unternehmens sein“, sagt Hoyer. Das sieht auch KVD-Vorständin Kerstin Wendt-Heinrich so: „Betriebliches Gesundheitsmanagement ist weit mehr als ein Schlagwort. Es ist ein vitaler Bestandteil moderner Arbeitskultur und ein Schlüssel zum Erfolg im Service. Unternehmen, die auf gesundes Verhalten am Arbeitsplatz sowie individuelle Unterstützung der Mitarbeiter und Teamevents setzen, Gesundheitsvorsorge als strategische Maßnahme begreifen und gezielt in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren, setzen nicht nur auf kurzfristige Effekte, sondern legen den Grundstein für langanhaltenden Erfolg.“

Carsten Neugrodda, Geschäftsführer KVD

Weitere Hörtipps:

Gefühle und Stimmungen – Die psychologischen Aspekte der Coronakrise
Motivation & Leadership – Verantwortung für Führung und Mitarbeiter